Teresa Stadlober: "Ich habe mit Olympia noch nicht abgeschlossen."

Österreichs Olympiamedaillen Gewinnerin Teresa Stadlober (29) gibt im Sportlabor-Interview Einblick in Ihr Leben nach ihrem Riesenerfolg von Peking. Wir plauderten darüber hinaus mit der sympathischen Salzburgerin über den Österreichischen Langlauf Boom und natürlich über die Italienspiele 2026.

Teresa, herzliche Gratulation zur Deiner Olympiamedaille von Peking. Wie geht es Dir?

TERESA STADLOBER: Vielen Dank. An sich geht es mir gut. In den letzten Tagen ist mir ein kleiner Unfall beim Laufen dazwischen gekommen. Kein größeres Problem, dennoch werde ich mein Training in den nächsten Wochen etwas anpassen müssen, statt Laufen steht jetzt eben mehr Oberkörperkraft am Programm.

Im Herbst fragten wir im Interview noch nach dem letzten fehlenden Puzzleteil zur Olympiamedaille. Jetzt hast Du die Medaille. Alles richtig gemacht?

Viele kleine Dinge müssen bei so einem Großereignis zusammenpassen

TERESA STADLOBER: Ja, klar ... mein Weg hat schon sehr gut gepasst. Ich habe ein stabiles Umfeld und konnte so an kleineren Defiziten, wie der Athletik oder beispielsweise dem wichtigen Doppelstock-Schub arbeiten. Es sind viele kleine Dinge, die bei so einem Großereignis zusammenpassen müssen. Die unmittelbare Vorbereitung - ich hatte kurz vor der Abreise nach China noch einen falsch-positiven COVID-Test und konnte erst sehr spät zu meinen Bewerben reisen - ist da auch noch durcheinander gewirbelt worden, aber das war vielleicht gar kein Nachteil.

Du hast Dich im Jahr vor den Spielen noch dazu entschlossen, mit einer internationalen Trainingsgruppe zu trainieren. Hat sich das als vorteilhaft erwiesen?

TERESA STADLOBER: Ja, das hat mir gut getan. Vor allem für meine Motivation war das Training in der Gruppe gut. Inhaltlich gab es gute Dinge, aber auch Teile, die mir weniger gelegen sind. So war ich etwa zu Saisonbeginn sehr müde, weil ich zu große Umfänge gemacht habe und meine Regeneration nicht mehr ausreichte. Nach und nach hat sich das dann aber gebessert.

Verspätete Anreise

Zum Olympiarennen: Gleich im ersten Rennen gelang Dir die langersehnte Olympiamedaille. 

TERESA STADLOBER: Im Vorfeld habe ich mich auf den 30 km (Anm. 30 km klassisch, Massenstart) eher in einer Favoritenrolle gesehen als beim Skiathlon. Hinzu ist, wie gesagt, noch das kleine Drama um einen vermeintlich positiven COVID-Test und die damit verbundene verspätete Anreise gekommen. Das hat mir aber weniger Zeit gegeben, zu sehr über mein Rennen nachzudenken und vielleicht war es gerade diese Unbekümmertheit, die mir einen kleinen Extraschub gab. Im Rennen hat dann, trotz der schwierigen Verhältnisse, vom Material bis hin zu meiner Form wirklich alles gepasst. 

Wir Langläufer sind ja einiges gewohnt, aber Peking war wirklich extrem

Du sprichst die schwierigen Verhältnisse an. Was möchte die Olympiarennen so herausfordernd?

TERESA STADLOBER: Im Skiathlon hatte es minus 13 Grad, hinzu kam stürmischer Wind. Das war in Zhangjiakou aber Standard. Wir Langläufer sind ja einiges gewohnt, aber ich muss ganz ehrlich sagen, dass Peking wirklich extrem war. Die enorme Kälte, der unermüdliche Wind, dazu der schwierige Schnee und die herausfordernden Strecken mit Ihren langen schwierigen Anstiegen - all das hat uns uns allen viel Energie abverlangt.

Wie hast Du den Hype um deine Medaille erlebt?

TERESA STADLOBER: Ja, das war wirklich ein Hype. In Peking ist für mich ein Lebenstraum in Erfüllung gegangen, vor allem nach den Herausforderungen der vergangenen vier Jahre. Es sind aber auch Dinge, wie die unzähligen Nachrichten, die ich nach dem Rennen bekommen habe, die diese Medaille ganz speziell machen. Ich habe wirklich jede Sekunde genossen.

Spazieren verboten

Wie hast Du Olympia insgesamt erlebt?

TERESA STADLOBER: Grundsätzlich war die Situation wegen der COVID-19 Pandemie ja äußerst schwierig. Vor diesem Hintergrund waren glaube ich alle Athleten froh, dass die Spiele überhaupt stattfinden konnten. China zog während dieser Winterspiele die Null-Covid-Politik durch. Es hat für uns Athleten und Betreuer, aber auch für Journalisten, eine strikt abgeriegelte Blase für insgesamt 60.000 Menschen gegeben. Wir konnten uns nur im Olympischen Dorf frei bewegen, da einfach hinaus zu spazieren war natürlich untersagt. Die fehlenden Zuseher haben dann den Rest, sagen wir mal zur "moderaten Stimmung", beigetragen.

Beim österreichischen Nachwuchscup sind mittlerweile über 100 Kinder am Start

Bemerkt man nach Deine Medaille bereits einen österreichischen Langlauf-Boom?

TERESA STADLOBER: Ich denke, das wäre hetzt noch zu früh. Wir haben in Österreich aber ein gutes Umfeld, vor allem für jüngere Athleten. Beim österreichischen Nachwuchscup sind mittlerweile über 100 Kinder am Start und hier ist auch die Leistungsdichte sehr gut. Wo wir noch zulegen müssen, ist bei der Arbeite mit den Junioren und den jungen Erwachsenen.

Sehen wir Dich in vier Jahren bei den Spielen in Italien?

TERESA STADLOBER: Ich bin top-motiviert und auch noch gar nicht so alt (Anm. 29), ich habe mit Olympia noch nicht abgeschlossen. Zudem liegen mir die Strecken in Val di Fiemme. Ich habe dort eine U23 WM-Medaille gewonnen, schaffte meine ersten Weltcuppunkte und auch mein erstes Weltcuppodium. Wenn ich gesund bleibe, dann stehe ich in 4 Jahren in Italien am Start. 

Teresa, vielen Dank und alles Gute für die weitere Vorbereitung!

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Steckbrief
Teresa Stadlober (29)
Geboren: 1. Februar 1993 in Schladming/Steiermark
Wohnort: Radstadt/Salzburg
Größe/Gewicht: 1,68 m/52 kg
Familienstand: ledig
Verein: SC Radstadt
Hobbys: Sport, Musik, Freunde
Homepage: www.teresa-stadlober.at

Größte Erfolge - Olympia: 3. Skiathlon in Peking 2022, 9. Klassik-Teamsprint in Sotschi 2014 (mit Katerina Smutna), 7. (Skiathlon) bzw. 9. (30 Kilometer im klassischen Stil) in Pyeongchang 2018; WM: 6. Skiathlon, 8. 30 km Massenstart Skating, 12. 10 km klassisch/jeweils 2017 Lahti; bei den nordischen Skiweltmeisterschaften 2021 in Obersdorf wurde Teresa Stadlober 9. über die 10 km Freistil, 5. im 30-km-Massenstartrennen und Vierte im Skiathlon - Junioren-WM: Gold Skiathlon u. Silber 5 km Skating Liberec 2013; U23-WM: Bronze Skiathlon Val di Fiemme 2014

Bild: (C) Hans Peter Steiner