Dominik Baumgartner über den Spirit des Trailrunnings, die Salomon Produktentwicklung und die Zukunft des Laufens in Österreich

Dominik Baumgartner - 35, Salomon Brand Manager, ehemaliger Skirennläufer, Mountainbiker, Trail Runner - plaudert mit uns über seine erste Trail-Saison, die Salomon-Produktentwicklung und über die Zukunft des Laufens in Österreich.

Das Sportlabor: Du warst 2016 beim Schwarzach-Ultra und beim Großglockner-Ultratrail dabei. Was kann ein Sport-Tifoso wie Du da noch lernen?

Dominik Baumgartner: Sehr viel (lacht). Im Rahmen meiner Tätigkeit bei Salomon und dem täglichen Kontakt mit unseren Athleten aus dem Salomon-Running-Team beschäftige ich mich ja intensiv mit dem Thema Trailrunning. Da ist es unumgänglich sich mit der Thematik auseinander zusetzen und natürlich auch den Sport hautnah zu erleben. 

Das Sportlabor: Wie ging es Dir dabei?

Dominik Baumgartner: Sehr gut. Ich schaffte beide Rennen in einer ordentlichen Zeit und hatte vor allem die Möglichkeit in die Community einzutauchen, das unglaubliche Ambiente aufzusaugen und den Spirit des Trailrunning zu erfahren. (Anmerkung: Dominik Baumgartner wurde beim Großglockner-Ultratrail (beim 50k Rennen) hervorragender 18. und belegte beim Schwarzach-Ultra einen Top-50 Platz!)

Das Sportlabor: Wo liegt für Dich die Faszination im Trailrunning?

"Der Spirit ist beim Trailrunning das ausschlaggebende. Es steht nicht primär die Pace oder Rundenzeit im Vordergrund. Werte wie Ruhe, die Natur erleben und einfach abschalten können und mit Freunden Momente sammeln stehen da an vorderster Stelle."

Dominik Baumgartner: Der Spirit ist beim Trailrunning das ausschlaggebende. Es steht nicht primär die Pace oder Rundenzeit im Vordergrund. Werte wie Ruhe, die Natur erleben und einfach abschalten können und mit Freunden Momente sammeln stehen da an vorderster Stelle. Es geht rauf und runter, du hast im Idealfall (hängt von Wetter und der körperlichen Verfassung ab) ein atemberaubendes Ambiente und bist weit weg vom Stress und Trubel der Betonlandschaften. Ob Hochalpines Gelände wie beim Großglockner-Ultra oder die grasbewachsene Bergkette rund um Schwarzach/St.Veit, man erlebt bewusst die Natur in all ihren Facetten. Was gibt es schöneres?

"Das schöne beim Trailrunning ist einfach, dass man in Situationen kommt, in denen man glaubt die Welt zerreißen zu können und man fragt sich dann "wer soll dich heute schlagen". Augenblicke später und verflucht man dann alles und will sofort die Schuhe an den berühmten Nagel hängen, ähnlich wie eben auch im täglichen Leben."

Das Sportlabor: Die Distanzen, wie die 50km beim Großglockner-Ultratrail, klingen ja unfassbar. Wie schafft man das? Wie besiegt man seine Zweifel vor, aber auch im Rennen?

Dominik Baumgartner:  Eine entsprechende Vorbereitung gehört natürlich auch beim Trailrunning dazu. Je nach persönlichem Ziel sind es mehr oder weniger Stunden die Woche, in denen man sich in seiner Freizeit laufend bewegt. Die Distanzen klingen am Anfang verrückt, ist man aber mal am Trail und hat den ersten Stress abgelegt vergehen die restlichen Kilometer wie im Fluge - meistens zu mindestens (lacht). Das schöne beim Trailrunning ist einfach, dass man in Situationen kommt, in denen man glaubt die Welt zerreißen zu können und man fragt sich dann "wer soll dich heute schlagen". Augenblicke später und verflucht man dann alles und will sofort die Schuhe an den berühmten Nagel hängen, ähnlich wie eben auch im täglichen Leben. 100 Kilometer zu laufen ist natürlich kein 'Honigschlecken' jedoch zeigen es viele Beispiele, dass es machbar - und sehr häufig reine Kopfsache ist. Sobald der Startschuss fällt, tickt man irgendwie anders und der innere Schweinhund gehört besiegt!

Das Sportlabor: Wird 'Jedermann' in fünf Jahren 100km Ultra-Trails bestreiten? 

Dominik Baumgartner: Ich denke, die Ultra Distanz wird den gleichen Hype erleben wie der Marathon beim Straßenlauf. In vielen Ländern hat der Trailrunning-Sport bereits einen sehr großen Hype mit richtigen 'Klassikern'. Z.B. der UTMB in Chamonix, der Transvulcania auf LaPalma, und viele weitere. Die meisten Teilnehmer werden doch in den kürzeren Distanzen zu finden sein.

"Trailrunning hat in Österreich noch großes Potential. Die ersten heimischen Klassiker reifen gerade heran, aber wenn man nach Frankreich, Spanien oder Italien blickt, dann sieht man, dass das Thema hier noch viel mehr an Aufmerksamkeit benötigt."

Das Sportlabor: Wir hatten Ende der 90er Jahre den Marathonboom. Jetzt zieht es viele zurück zu Natur und die Trail-Bewerbe wachsen sehr stark. Wie sieht aus Deiner Sicht der Österreichische Lauf 2022 aus?

Dominik Baumgartner: Trailrunning hat in Österreich noch großes Potential. Die ersten heimischen Klassiker reifen gerade heran, aber wenn man nach Frankreich, Spanien oder Italien blickt, dann sieht man, dass das Thema hier noch viel mehr an Aufmerksamkeit benötigt. Lauf-Bewerbe differenzieren sich gerade sehr stark. Früher gab es den Straßenlauf und den Berglauf, dazu noch als Nische die Bahn. Heute haben wir Frauenläufe, sogenannte Obstacle-Runs oder Läufe über Skisprungschanzen wie der 'Red Bull 400'. Die Zukunft des Laufens beginnt bei uns gerade. Ich finde die Entwicklung sehr positiv und extrem spannend.

Das Sportlabor: Wo siehst Du Salomon unter all diesen Themen?

Dominik Baumgartner: Unser Ansatz ist ganz klar dem Sportler 365 Tage im Jahr von Kopf bis Fuß mit der passenden Ausrüstung bedienen zu können. Im Thema Laufen ist der Fokus klar auf Trailrunning gerichtet und auch diesen einmaligen Sport für jeden zugänglich zu machen. Bei sogenannten Trailrunning Workshops erklären wir dem Einsteiger, Fortgeschrittenen oder auch dem 'Profi' welche Techniken es beim Trailrunning gibt, wie die richtige Ausstattung aussieht und was man bei der Vorbereitung für einen Rennen alles beachten soll. Ab Mitte September gehen die Trailrunning Workshops wieder auf Tour durch ganz Österreich. Check out howtotrailrun

Das Sportlabor: Worin liegt der Unterschied zwischen einem Trailrunning Schuh und einem 'gewöhnlichen' Straßenschuh?

Dominik Baumgartner: Die Herausforderung ist auf Trails eine andere wie auf der Straße. Trails bieten eine Vielzahl an unterschiedlichen Untergründen und Hindernissen. Die perfekte Passform im Schuh, sicherer Halt am Untergrund und der Schutz stehen klar im Vordergrund. Somit werden, im Unterschied zum klassischen Straßenschuh, andere Obermaterialen, Sohlendesigns und Gummimischungen verwendet.

Das Sportlabor: Bei den Trailrunning-Schuhen ist Salomon ein Pionier. Wie fand Salomon eigentlich zum Trailrunning.

Dominik Baumgartner: Die Geschichte von einer Stahlkantenfirma bis zu einem Komplettanbieter im Bergsport ist einzigartig und abwechslungsreich. Dem Thema Langlauf ist es zu verdanken, dass wir mit Schuhen für den Sommer überhaupt begonnen haben (1992 erster Hiking Schuh => Langlauf Skating Schuh mit Freizeitsohle). Mit den Raid Races und durch die intensive Zusammenarbeit mit Athleten nahm dann alles seinen Lauf und wir sind heute die erste Referenz wenn es um Trailrunning geht.

Das Sportlabor: Vielen Dank!