Markus Kröll im Interview: "Die 12 Kilometer und 2000 Höhenmeter auf das Kuhbodentörl sind steig, grausig und schwer."

Wir treffen Lauflegende Markus Kröll kurz vor seinem nächsten Rennen in Gastein und plaudern über seine Form, seine Zukunftspläne und den "grauslig-schweren" Dolomitenmann.

Markus, nach einem durchwachsenen Laufjahr 2016 läufst Du heuer wieder eine sehr starke Saison.
Das Jahr 2016 war von zwei Knöchelverletzungen geprägt. Heuer hatte ich eine sehr gute und vor allem verletzungsfreie Vorbereitung. Ich habe etwas an Umfang raus genommen, bin dafür qualitativ-schnellere Sachen gelaufen. Insgesamt lief mein Training heuer gelassener und ruhiger. Das Bergablaufen erledige ich zum Beispiel bewusster und mit mehr Köpfchen. 

Auch die Ergebnisse passen, wie etwa beim Sieg des Pitz Alpin Glacier Trails und bei Platz zwei im Rahmen des "Beat the Gogg/Lienzer Dolomitenmanns"?
Ja, beim Pitz Alpin Glacier Trail fühlte ich mich sehr stark. Mehr überraschte mich aber fast der zweite Platz beim Beat the Gogg im Rahmen des Lienzer Dolomitenmanns. Ich verpasste den Sieg auf dem 1,2 Kilometer langen und mit 400 Höhenmetern gesprickten Kurs ja nur um wenige Sekunden. Das ist mit meinen 45 Jahren auf dieser steilen Sprintstrecke gegen all' die 20-Jährigen nicht schlecht.

Wo werden wir Dich als nächstes sehen?
Ich starte am 23. September beim "Bad Gastein Ultraks", für den ich auch als Botschafter tätig bin. Ich freue mich schon sehr auf die 46 Kilometern, denn ich bin gut in Form und möchte nächstes Wochenende um den Sieg mitlaufen. 

"Die 12 Kilometer und 2000 Höhenmeter auf das Kuhbodentörl sind steig, grausig und schwer. Für das habe ich eigentlich keine Worte. Für das Ding findet man eigentlich nicht die richtigen Worte."

Apropos Dolomitenmann: Den Kultevent mit seiner Laufstrecke auf das Kuhbodentörl gibt es nun seit 30 Jahren. Nur ist der Berglauf dort in Zeiten von UTMB und Glockner-Ultra wirklich noch 'extrem'?
Glaub' mir der ist extrem. Die 12 Kilometer und 2000 Höhenmeter auf das Kuhbodentörl sind steig, grausig und schwer. Für das Ding findet man eigentlich nicht die richtigen Worte. Man darf hier aber nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Der klassische Berglauf - und dazu gehört auch der Dolomitenmann - ist aus sportlicher Sicht nicht mit den Ultra-Läufen auf eine Stufe zu stellen. Beim Dolomitenmann sind eben 100 starke Läufer am Start. In Österreich gibt es vielleicht zwei, drei richtig starke Ulta-Läufer. In Italien, Spanien oder Frankreich ist die Dichte bei den Ultras schön größer. Bei den Ultra Bewerben geht es aber ohnehin um andere Dinge: Hier spielen vor allem Kopf, muskuläre Härte und technische Eigenschaften, wie das Bergablaufen, eine wichtige Rolle. Ein Top Berläufer kann vielleicht aus einem dieser Gründe nie den UTMB gewinnen. Umgekehrt sind beim Berglauf klassischere Läuferqualitäten gefragt. Jonothan Wyatt ist hier ein gutes Beispiel. Der Neuseeländer ist auf allen Bahnstrecken und dann auch im Marathon Top Zeiten gelaufen. Später in seiner Karriere war er so ein klassischer Bergläufer und in dieser Disziplin kaum zu schlagen.

Deine Dolomitenmann-Bilanz kann sich ja durchaus sehen lassen ...
Ja, auf meine zwei Siege aufs Kuhbodentörl und auf meine 7 Gesamtsiege beim Dolomitenmann bin ich schon stolz. Heute ist ein Sieg wegen der starken Läufer aus Afrika fast nicht mehr möglich. (Anm.: Markus Kröll siegte mit der Staffel insgesamt 7 Mal beim Dolomitenmann. Den Laufteil konnte er 2 Mal für sich entscheiden. Zuletzt im Jahr 2002. Sein Rekord liegt bei 1:24 Stunden).

"Bis 50 mache ich den Wahnsinn noch, dann ist Schluss."

Wie lange werden Dich bei Rennen noch anfeuern können?
Ich fühle mich eigentlich trotz meiner 45 Jahre in den Bewerben immer noch sehr wohl. Ich habe mir gesagt: Bis 50 mache ich den Wahnsinn noch, dann ist Schluss. Ein guter Kollege, Skibergsteigen Markus Stock, zeigt es mit seinen 48 Jahren vor. Der ist für die Jungen immer noch ganz schwer zu biegen.

Wenn man Dich auf den sozialen Medien verfolgt, dann bemerkt man, dass Du sehr viel in der Natur und auf den Bergen bist. 
Ich war schon immer viel am Berg, nur kann man halt jetzt durch Instagram und Facebook 'mitschauen' (lacht). Ich verbinde das Naturerlebnis 'Berg' mit dem Training. Ich bin auch oft mit dem Schlafsack unterwegs, grabe mir irgendwo ein Loch und übernachte oben.

Die Bilder sind ja richtig beeindruckend.
Ich bin viel mit meinem Freund Thomas Klocker, einem Top-Fotografen aus dem Zillertal, unterwegs. Unsere Bergabendteuer sind so was wie ein "ongoing-project". Wir machen zum Beispiel einiges für den Zillertaltourismus. Nur die 25kg schwere Ausrüstung inkl. Drohne schleppe freilich ich auf den Berg (lacht). 

Gehst Du nach Bad Gastein in die verdiente Pause?
Nach Gastein beginnt für mich an sich die Skitourensaison. Aber Pause und Training vermischen sich bei mir ohnehin ...

Wie sehen Deine längerfristigen Pläne aus?
Ich mache mittlerweile viele Projekte mit meinen langjährigen Partnern, übernehme beispielsweise Schirmherrschaften für Rennen oder gebe meine Erfahrungen bei Trail-Running Camps weiter. Alles andere lasse ich auf mich zukommen. Die schönsten Rennen suche ich mir ja mittlerweile aus. Zudem mache ich gerade eine Trainerausbildung im Skibergsteigen. Dass ich immer intensiver über ein richtiges Höhenbergsteigthema nachdenke - ich plausere darüber auch viel mit Peter Habeler - passt insgesamt zum Thema.

Markus, vielen Dank für das Gespräch.